Vater von elf Kindern gewinnt Bauplatz

Abwarten und Tee trinken ist nicht ihr Ding. "Mit neuen, pfiffigen Ideen aus der Krise - Jammern alleine hilft nicht" lautet die Devise der Gemeinderatsmitglieder in Rotenhain im Westerwald. Jetzt verlosten sie sogar einen Bauplatz.

ROTENHAIN. Bis nach Dänemark ist die Kunde von einer besonderen Aktion der Ortsgemeinde Rotenhain im Westerwaldkreis gedrungen: Sie verloste ein 553 Quadratmeter großes Grundstück. 6000 Lose à 6 Euro wurden verkauft, bei einer öffentlichen Gemeinderatssitzung unter der Aufsicht von Justizrat Bernard Fuchs wurde am Samstag der Gewinner ermittelt. Da half offensichtlich Fortuna kräftig nach, denn das Los 1302 hatte ein 51-jähriger Vater von elf Kindern gekauft: Der Kölbinger Fleischermeister Ralf Leistner war von seinem Glück völlig überrascht: "Ich habe doch noch nie etwas gewonnen!"

Die öffentliche Ziehung in der Freizeitanlage von Rotenhain mündete in eine fröhliche "Bauplatz- und Frühlingsparty". Dabei erzählte Ortsbürgermeister Hubertus Limbach, wie die Rotenhainer auf diese ungewöhnliche Verlosungsidee kamen: Vor zehn Jahren begann die Ortsgemeinde, neues Bauland am Ortsrand zu erschließen. Als die Bundesregierung Anfang 2006 die staatliche Eigenheimzulage für Häuslebauer strich, blieb die 600-Seelen-Gemeinde auf sechs Plätzen sitzen. Dann kam Ortsgemeinderatsmitglied Jürgen Wisser der rettende Gedanke. "Der Bauplatz hat einen Wert von rund 23 000 Euro", sagte Limbach. Darin enthalten seien bereits die Nebenkosten. Die Gemeinde übernimmt die Notar- und Umschreibungsgebühren sowie die Grunderwerbsteuer und zahlt 4400 Euro für Erschließungsbeiträge. Für die Lotterie musste die Gemeinde sich den Segen verschiedener Behörden holen. Gut die Hälfte der Lose ging innerhalb von 14 Tagen weg (und das bis nach Dänemark), die letzten wenige Minuten vor der Verlosung. Glück hatte aber nur einer.    (bau)